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Schwarzer Hund im Schnee, oh je!

Belichtungstipps für kontrastreiche Motive

Lesedauer ca. 4 Minuten
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Hunde im Schnee zu fotografieren, macht Spaß. Wenn die Vierbeiner durch die weiße Pracht stürmen, ergeben sich actionreiche Fotomotive. Allerdings ist der hohe Weißanteil eine Herausforderung für die Belichtung – erst recht, wenn der Hund komplett schwarz ist.

Die Belichtungsmessung
Wie die unterschiedlichen Helligkeiten in einem Foto gewichtet werden, dafür ist unter anderem die Belichtungsmessung verantwortlich. Der integrierte Belichtungsmesser der Kamera erwartet, dass die Summe aller Helligkeitsstufen in einem im Durchschnitt Motiv ein mittleres Grau ergibt. Die Graukarte für Fotografen stellt dieses mittlere Grau dar, das ca. 18 Prozent des auftreffenden Lichtes reflektiert.

Graukarten wurden zur Belichtungsmessung verwendet, bevor Kameras einen eingebauten Belichtungsmesser hatten. So haben Fotografen bei einem Brautpaar (weißes Kleid, schwarzer Anzug) die Graukarte in der Szene platziert und dann mit einem externen Belichtungsmesser gemessen. So erhielten sie den bestmöglichen Kompromiss in der Belichtung, so dass weder das Kleid zu hell, noch der Anzug zu dunkel abgebildet wurden. Heutzutage benutzen wir die Graukarte meist für den Weißabgleich, um Farbstiche zu vermeiden.
 
Mit unseren modernen Kameras kann die Belichtung sehr präzise bestimmt werden. Dafür gibt es vier verschiedene Messmethoden in der Kamera: Mehrfeld-, Selektiv-, Spot- und Mittenbetonte Messung. Die Messmethode wählt man in Abhängigkeit von Motiv und Bildausschnitt. Bei unserem Motiv, dem schwarzen Hund im Schnee, führen mehrere Wege zum Erfolg.

Die verschiedenen Messmethoden im Überblick

1. Mehrfeldmessung
Diese ist die gebräuchlichste Messmethode: Die Kamera misst die Belichtung fast im gesamten Bild, mit etwas mehr Präferenz auf dem Autofokus-Feld. Dabei sollte der schwarze Hund hier nicht zu klein im Bild sein, da sonst der Weißanteil des Schnees bei der Messung überwiegt.

Sobald mehr als 50 Prozent Weißanteil im Bild gemessen wird, korrigiert die Kamera die Belichtung auf das neutrale Grau, d.h. der weiße Schnee wird dunkler abgebildet und erscheint dann grau im Bild – und der schwarze Hund ist unterbelichtet. Die Belichtung sollte also in diesem Fall manuell in Plusrichtung (+2/3 oder +1) korrigiert werden.

Tipp: Durch die Korrektur in Plusrichtung wird das gesamte Bild heller. Um eine Überbelichtung zu vermeiden, ist es ratsam, im blauen Kameramenü die „Überbelichtungs-Warnung“ zu aktivieren und bei Bedarf die Belichtungskorrektur anzuwenden.
 
Im umgekehrten Fall, bei mehr als 50 Prozent Schwarzanteil, also beispielsweise einem Portrait des Hundes ohne schwarzen Hintergrund, interpretiert die Kamera den hohen Schwarzanteil als „Dunkelheit“ und hebt die Belichtung an, wieder auf das mittlere Grau. Das Schwarz wird also verwaschen aussehen. Um das zu beheben, korrigierst du die Belichtung manuell in Minusrichtung (-2/3 oder -1).
 
2. Selektivmessung
Diese Messmethode misst ca. 9 Prozent im Zentrum des Bildes. Bei manchen EOS Kameras wird im Sucher, bei fast allen im Live View Modus, ein Kreis angezeigt; dieser zeigt, wo die Belichtung gemessen wird. In diesem Bereich sollte das Fell des Hundes sein, damit dieses optimal dargestellt wird. Es empfiehlt sich, den Hund groß im Bild darzustellen, damit der Weißanteil nicht so dominant ist. Die Belichtung vernachlässigt alles, das außerhalb des 9-Prozent-Radius ist, daher kann es auch bei dieser Messmethode zur Überbelichtung im Hintergrund kommen. Durch eine Belichtungskorrektur kann hier nachgebessert werden.

Bitte beachten: Der Autofokus auch außerhalb des 9-Prozent-Bereichs eingestellt sein. Die Belichtung erfolgt aber auf die Bildmitte.
 
3. Spotmessung
Bei der Spotmessung ist der Messbereich auf nur 2-3 Prozent des Bildfeldes in der Bildmitte beschränkt, man kann diese Messmethode alternativ zu der Selektivmessung einstellen.  Bei einigen Kameramodellen wie z.B. EOS 7D Mark II und EOS-1D X Mark III kann die Spotbelichtung mit dem AF-Feld verknüpft werden; diese Einstellung findet sich im Menü.

EOS R5 und EOS R6 haben einen speziellen Tier-Augen-Autofokus. Dieser erkennt das Gesicht des Hundes und sogar die Hundeaugen, stellt darauf scharf und regelt die Belichtung passend dazu. Natürlich kann über eine Belichtungskorrektur die Belichtung nachgebessert werden, falls z.B. der Hintergrund zu hell wird.
 
4. Mittenbetonte Messung
Die mittenbetonte Messung ist wie der Name vermuten lässt eine Messmethode, die besonders in der Bildmitte misst. Da wir durch den weißen Schnee und den schwarzen Hund einen besonders starken Kontrast haben, sind die oben genannten Messsysteme in diesem Fall präziser.